Das absolute Highlight meiner Reisen waren allerdings die Aufenthalte an den Nebenflüssen des Amazonas fernab von jeglicher Zivilisation ohne Strom etc. Ich konnte bisher auf keiner meiner Reisen in andere Länder im Regenwald eine solche Vielzahl von Tiere beobachten. Wenn man sich nachts durch den Wald bewegt und mit einer Taschenlampe Bäume und Wurzeln ableuchtet, kann man alle paar Meter eine neue faszinierende Tierart finden.
Sonnenuntergang im Amazonasbecken:
Tiere finden sich nach kurzer Zeit überall ein....
Nachts sollte man genau aufpassen, an welchen Baum man sich anlehnt:
Um die Artenvielfalt etwas zu verdeutlichen ein paar Bilder nur von einigen Insekten, die ich alle Nachts rund um meinen Schlafplatz fotografieren konnte.
Auch Frösche gab es in allen Formen und Größen zu sehen. Die meisten waren hervorragend getarnt, so dass man sie nur durch sehen konnte, wenn sie sich bewegten.
In der Bildmitte im Blattwerk sitzt ein Frosch:
Frosch kurz nach der Beendigung der Quappenphase:
Auch Dendrobatidae leben in diesem Gebiet, hier Allobates femoralis:
Ranitomeya ventrimaculata:
Aber auch andere Amphibien und Reptilien kann man in der Nacht entdecken:
Natürlich fanden sich auch viele verschiedene Spinnearten und ich konnte viele Überraschungen erleben. Spinnen der Art Cyrtophora bewohnen eigentlich die Alte Welt und waren in Amerika nicht verbeitet. 1996 wurde das erste mal eine Cyrtophora Art in Kolumbien entdeckt und die Tiere breiten sich seitdem über den amerikanischen Kontinent aus. Ich war doch sehr überrascht, dass ich in einer so abgelegen Region Ecuadors eine Cyrtophora sp. mitten im Regenwald gefunden habe:
Des weiteren gab es sehr viele verschiedene Spinnen aus der Familie der Araneae:
Hier eine Psecas sp. beim verspeisen eines Artgenossen:
Psecas sp.
Es ist immer wieder schön, die bunten Salticidae spp. zu beobachten:
Salticidae sp. beim Verspeisen einer Opiliones sp.
Sehr häufig waren auch Sparassidae spp., hier ein großes Tier mit Kokon:
Sparassidae mit Kokon an Bananenstaude. Das Tier saß jeden Abend an der gleichen Stelle:
2011 konnte ich eine attraktiv gefärbte Sparassidae sp. entdecken:
Video dieser Spinne:
unbekannte , recht große Spinne beim Fressen eines Nachtfalters ( Sparassidae sp. ? )
ähnliche Exemplare fanden sich in einem anderen Gebiet häufig an Wasserläufen:
Hier eine sehr farbenfrohe Micrathena sp.
unbekannte Nephila sp.
Ancylometes rufus ist auf dem Boden des Waldes hervorragend getarnt:
Ctenidae sp.
Auch Amblypygi leben in dieser Region der Erde:
Auch Skorpione leben gut versteckt im Regenwald
Natürlich lag mein Hauptaugenmerk auf der Suche nach Vogelspinnen. Vor allem an wilden Bananenstauden aber auch in den mit Palmen bedckten Dächern von alten und verfallenen Hütten an Waldrändern konnte ich Avicularia huriana beobachten
juveniles Tier:
Nur sehr schwer hoch auf Bäumen war eine Tapinauchenisu Art zu finden. Die Tiere waren sehr scheu und verschwanden bei der kleinsten Störung.
2011 fand ich in einem andern Gebiet eine weitere Tapinauchenius sp. Diese war weniger scheu und lebte mit seinen Jungtieren in einem Astloch nur 1,5 Meter über dem Boden.
Das Gebiet in dem ich mich befand, ist zu einem großen Teil die meiste Zeit des Jahres überschwemmt und ich rechnete nicht damit, bodenbewohnende Theraphosidae spp. zu entdecken. Umso überraschter war ich, gleich mehrere Arten im gleichen Habitat zu finden. Die Röhren bzw. Unterschlüpfe der Tiere waren in der Regel ca. 30 cm tief und die Eingänge waren auch am Tag nicht mit Spinnseide verschlossen. Gefunden habe ich die Tiere initial nur per Zufall, da ich eine der Röhren ausgegraben hatte, um einfach mal zu schauen, welches Tier diese überhaupt angelegt hat. Wenn man dann weiß, wonach man gucken muss, findet man schnell weitere Tiere - Bei der ersten Art, die ich 2008 gefunden habe, konnte ich 2014 um Iquitos in Peru die gleiche Art noch mal in größerer Zahl finden..
nicht adultes Männchen:
weitere unbekannte Vogelspinnenart aus dem gleichen Habitat:
2001 entdeckte ich in einem anderen Gebiet eine morphologisch ähnliche Vogelspinnenart, diese war nur etwas größer und heller gefärbt.
Hier ein typischer Unterschlupf dieser Tiere:
In einer Nacht konnte ich dann in flachen Mulden zwischen Baumwurzeln eine weitere Theraphosidae sp. finden, bei denen es sich vermutlich um Megaphobema velvetosoma handelt. Diese Spinnen waren sehr leicht zu fangen, da sie schon von außen leicht zu entdecken waren. Um einen Baumstumpf herum fand ich sogar 4 adulte Tiere. Diese Art bombardierte bei der geringsten Störung.
Man erkennt die Spinne schon von weitem in ihrem Unterschlupf:
Ca. 150 km weiter südlich fand ich diese Tiere 2011 wieder, aktuell aber Höhlen im Waldboden. Ein juveniles Tier hatte sich in ca. 1 Meter Höhe in einem abgebrochenen Baum eingerichtet.
Eingang zum Unterschlupf:
juveniles Tier:
adultes weibliches Exemplar:
Ebenfalls im Jahr 2011 fand ich zusammen in dem Habitat der oben genannten Vogelspinnen eine weitere Art. Dieses war nur durch Zufall, da diese Tiere keine Röhren etc. graben , sondern tagsüber zwischen Baumwurzeln etc. versteckt waren. Nachts saß diese Art dann vor dem Versteck, um auf Beute zu lauern. Diese Art war sehr massig gebaut und hatte eine ähnliche Körperfülle wie eine Theraphosa sp. ohne aber die Beinspannweite dieser zu erreichen.
unbekannte Theraphosidae sp.
Neben der Suche mit Spinnen kann man seine Zeit auch mit anderen spannenden Dingen verbringen. Piranha angeln ( welche sehr gut schmecken ) und Kaimane fangen gehörte zum Beispiel zu meinen Favoriten.
schwarzer Kaiman:
Von meiner ersten Reise 2008 möchte ich noch eine kleine Anekdote erzählen. Ich war natürlich nicht alleine unterwegs , sondern wurde von zwei ortskundigen Indios begleitet. Ab und an fand sich im dicht bewachsenen Regenwald immer mal wieder ein Plätzchen, auf dem nur ein paar dünne Bäumchen standen und ansonsten gar nichts wuchs so wie auf dem folgenden Bild zu erkennen:
Meine beiden Begleiter erzählten mir, dass dies ein sogenannter " Devils Place " sei und aufgrund von bösen Mächten nichts anderes außer dieser Baum wachsen wurde. Ich mußte schmunzeln und überlegte, ob ich meinen beiden Begleitern ihren Glauben nehmen sollte.... und ich entschied mich, ihnen das Geheimnis des " Devils Place " zu verraten. Mit dem Teufel hat das gar nicht viel zu tun , sondern mit einer Pflanze Namens: " Duroia hirsuta". Dieser kleine Baum bildet an seinen Ästen Kammern aus, in die eine Ameisenart mit dem Namen " Mymelachista schumanni" einzieht. Dafür, dass die Ameise einen sicheren Platz zum leben hat, sorgt sie im Gegenzug dafür, dass die Pflanze im täglichen Kampf um Licht keine Konkurrenz hat: die Ameisen töten alle anderen Pflanzen im Umkreis von einigen Metern ab.
Hier sieht man eine Wohnkammer der Ameisen:
Meine zwei Begleiter fanden meine Erklärung aber nicht so tragisch... wenn sie mir überhaupt geglaubt haben. Einen guten Artikel zu der Ameisenart gibt es hier: news.mongabay.com/2005/0921-stanford.html
Ameisen sind im Regenwald mit zahlreichen Arten vertreten und übernehmen häufig die Aufgabe einer Gesundheitspolizei. Dabei kommt es häufig auch zu Konkurrenz , wie bei diesem Kampf von " David gegen Goliath".